Geschichte

Nachdem das französischsprachige katholische Gebiet des heutigen Kanton Jura und das katholische Laufental im Wiener Kongress 1815 dem deutschsprachigen reformierten Kanton Bern zugeteilt wurde, schickten die Kantonsbehörden in den Nordjura und beauftragten den bernischen Synodalrat, eine deutschsprachige reformierte Kirchgemeinde zu gründen. So entstanden mit der Zeit die drei heute existierenden Kirchgemeinden im Kanton Jura: Delsberg, Pruntrut und Freiberge. Von 1881 bis 1897 gehörten die Reformierten im Laufental zum Kirchgemeindegebiet von Delsberg.

Heute haben die drei Diasporagemeinden im Kanton Jura etwa 7800 Mitglieder, was ungefähr 10% der Gesamtbevölkerung entspricht. Davon gehören etwa 3800 Mitglieder zur Kirchgemeinde Delsberg. In Delsberg wurde 1865 die heutige Kirche gebaut, gefolgt 1930 von Courrendlin und 1945 Bassecourt.

Die drei Kirchgemeinden Delsberg, Pruntrut und Freiberge gehören auch seit der Kantonsgründung 1978 weiterhin zur Synodalunion Bern-Jura-Solothurn.

Während der allererste Pfarrer im heutigen Kanton Jura 1816 (nur) deutschsprachig war und der Staat Bern in Pruntrut ein paar Jahre lang sogar eine deutschsprachige Schule unterhielt, wurde schon bei der ersten Neubesetzung der Pfarrstelle in Pruntrut klar, dass der Pfarrer auch die französische Sprache beherrschen musste. Relativ schnell wurde zuerst die Gemeinde in Pruntrut mehr und mehr französischsprachig. In Delsberg war es etwas später so weit. Der erste deutschsprachige Pfarrer wurde 1906 eingesetzt. Der letzte Konfirmandenunterricht auf Deutsch fand 1989 statt. 1995 wurde die deutschsprachige Pfarrstelle in Delsberg auf 50% reduziert.

Die Deutschsprachigen kamen mit mehreren Einwanderungswellen in den Kanton Jura. Mit dem Aufkommen der Uhrenindustrie und der Feinmechanik im Jura gingen viele Leute einer Arbeit in der Industrie nach und verpachteten oder verkauften ihre Bauernhöfe. Dies wiederum kam den Bauern aus dem Emmental zu Gute. Dort konnte nur einer der Söhne den Hof erben, die anderen mussten selber einen Hof oder eine andere Arbeit suchen. Im Jura fand manch eine Bauernfamilie einen abgelegenen Hof entweder zur Pacht oder zum Kauf. Eine weitere grosse Gruppe in Delsberg sind die (ehemaligen) Angestellten der SBB.

Heute sprechen fast alle Deutschsprachigen mindestens ein Alltags-Französisch. Da aber die Sprache des Glaubens die Sprache des Herzens und somit die Muttersprache ist, gibt es in Delsberg noch eine 50% Pfarrstelle für die heute mehrheitlich älteren Deutschsprachigen.